Sarah Jäger – Nach vorn, nach Süden
Rebecca Madita Hundt liest
Sarah Jäger – Nach vorn, nach Süden
»Wenn man sich jemandem nah fühlt, dann darf man alles denken, alles sagen, alles fragen. Oder auch nicht. Ich habe das immer noch nicht begriffen. Ob ich ständig das Falsche denke oder einfach nur das Falsche ausspreche. Was genau es ist, das bei mir nicht stimmt.«
Der Hinterhof des Pennymarktes ist mehr als ein Hinterhof für Lena, auch genannt «Entenarsch». Denn hier bekommt man seinen Namen, ob man will oder nicht. Entenarsch hat ihren von Jo, der vor einigen Wochen einfach verschwunden ist. Jo, der mit Marie zusammen war. Und an deren Trennung Entenarsch nicht ganz unschuldig ist. Entenarsch, Marie und Can beschließen, Jo zu suchen – aus den unterschiedlichsten Motiven. Ihre Fahrt durch brüllend heiße Sommertage führt sie immer weiter in den Süden, bis zu einem riesigen Musikfestival. Und während Jo wie vom Erdboden verschluckt scheint, versammeln sich um die drei Suchenden immer mehr gute Bekannte vom Hinterhof. Am Ende wird Entenarsch am Meer auf Jo treffen. Und wird nie wieder Entenarsch genannt werden.
Nach vorn, nach Süden – Hörbeispiel
Longlist Preis der deutschen Schallplattenkritik 3/2023

„Es ist eine frostige Nacht und der Mond erinnert an einen Schneeball, der in die Luft geworfen wurde und jetzt zwischen den Wolken festhängt.“
»Sie geht so gleichgültig durch den Regen, als wäre der Morgen in Wirklichkeit nur nicht ganz streifenfrei geputzt worden, sie wischt nicht über die Schlieren, sie lässt sie so. Hanna ist auch die Einzige auf meinem Weg, die keinen Schirm und keine Regenjacke trägt, sie trägt ja noch nicht mal einen Namen und ist einfach nur ein Mädchen, das ich noch nie zuvor gesehen habe und das sich vor meinen Augen nass regnen lässt, ein fremder, begossener Pudel, der mir Angst macht und der jeden Moment rechts abbiegen und aus meinem Blickfeld stampfen könnte und danach für absolut immer verschwunden wäre.«
»Ich dachte an Papa, wie er den Kopf nach hinten warf, wenn er lachte, sodass es aussah, als würde er sein Lachen dem Himmel schenken, und wie er mir zuzwinkerte, wenn Mama wegen irgendetwas mit ihm
„Ich beiße mir auf die Zähne vor lauter Ärger. Und zucke zusammen. Autsch! Schon wieder dieser fiese Schmerz! Nicht mal meine Zahnärztin weiß, woher der kommt. Also von den Eck-Zähnen, so viel ist klar. Aber warum die schmerzen, das kann sie auch nicht erklären.“
Weil die Bukowski-Geschwister im Hallenbad ein Kleinkind vorm Ertrinken gerettet haben, sind sie ein paar Tage lang berühmt. Doch toller als der Ruhm ist die Karte fürs Freibad, die sie für ihre Heldentat bekommen: Freier Eintritt in einen langen Sommer, der für alle ein besonderer wird! Alf ist zehn, seine Gedanken kreisen um den Schulwechsel nach den Ferien, die schöne Tochter des Bademeisters und sein selbstgestecktes Ziel: der Sprung vom Zehnmeterturm. Seine 8-jährige Schwester Katinka, rotzig und unerschrocken, schwärmt für Paris, lernt auf der Wiese Französisch und trainiert für 20 Bahnen Kraul am Stück. Robbie, der Jüngste und Augenstern der Familie, ist anders als andere Kinder, er redet kaum und träumt viel. Er soll endlich richtig schwimmen lernen, finden Alf uns Katinka.